Mit einem kleinen Knöpfchen und einer Rolle Kinesiotape wollen zwei Physiotherapeuten und ein Industriedesigner möglichst vielen Menschen dabei helfen, ein schmerzhaftes Alltagsproblem in den Griff zu bekommen. Verspannte und verhärtete Muskeln lassen sich am besten bei einer Massage lockern und geschmeidig machen. Doch dafür fehlt häufig die Zeit. Massagetools wie Faszienrollen oder Bälle sind eine gute Alternative für zu Hause. Doch auch braucht es Disziplin und Willen, denn von allein rollt der Massageball nicht über die schmerzende Wade. Jan Winter und Bastian Hehner sind vom Fach und wissen, dass diese Hürden für viele Menschen zu hoch sind. Also tüftelten sie an einem Triggertool für den Alltag und entwickelten Triggid , den Triggerknopf. (Hinweis: Das Produkt wurde nach der Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" am 10. Oktober 2022 in "TRIGGin" umbenannt). Das kleine Knöpfchen wiegt nur ein paar Gramm und soll schmerzende Triggerpunkte bis zu 24 Stunden bearbeiten – beim Einkaufen, im Büro oder beim Sport. Kombiniert mit klassischem Kinesiotape sollen selbst Laien Triggid ohne Probleme anwenden können. Klingt ein bisschen zu schön, um wahr zu sein? Fanden wir auch. Und haben Triggid einem Praxistest unterzogen.
Triggid kommt in einer kleinen Faltschachtel. Selbst für Laien ist auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich hier um ein Medizinprodukt "Made in Germany" handelt. Denn genau das steht prominent auf der Oberseite der Verpackung. Auf der Rückseite erfährt man kurz und knapp, wie Triggid funktioniert und was man von dem kleinen Knopf erwarten darf. Drin finden wir eine Rolle Kinesiotape (in unserem 2er Set in Blau und Pink), eine zehnseitige Anleitung im praktischen DIN A6-Format und das Herzstück: den Triggerknopf. Der ist zweiteilig und hat etwa den Durchmesser einer 1-Euro-Münze. Der untere orangefarbene Teil besteht aus flexiblem Kunststoff (ABS und TPE) und erinnert optisch ein wenig an einen Mini-Kreisel. Er läuft in der Mitte kegelartig zu einer Spitze zusammen. Aus dem weißen Gegenstück aus Hartplastik ragt in der Mitte ein kleiner Stift, sodass die beiden Teile ähnlich einem Druckknopf kinderleicht miteinander verbunden werden können.
Die erfahrene Physiotherapeutin und Ausdauersportlerin Kristina Jago hat sich Triggid genau angeschaut und gewissenhaft geklebt. Lobenswert fand auch sie die Anleitung. Von einem Punkt abgesehen, wird man hier auch als Laie auf diesem Gebiet sicher durch die richtige Anwendung geführt. Das Tape lässt sich problemlos auf die entsprechende Länge zu- und anschneiden. Um den Triggerknopf ins Kinesiotape zu integrieren, soll es in der Mitte gefaltet und am Falz leicht eingeschnitten werden. In dieses Loch wird später der Triggerknopf eingesetzt. Auch das funktionierte bei unserem Test wie beschrieben. Mit dem Lokalisieren der ominösen Triggerpunkte hatte unsere Expertin wenig überraschend keine Probleme. So wurde die Knopf-Tape-Kombi sowohl an der Halswirbelsäule als auch am Ellenbogen, der Schulter und dem Schienbein fachgerecht platziert und über längere Zeit getragen.
Dabei stellten wir fest, dass man abgesehen vom Schienbein, an allen anderen Körperstellen zwingend Hilfestellung braucht, wenn Triggid korrekt angebracht werden soll. Hier liegt auch die einzige Schwäche der Anleitung. Denn die verschweigt, dass das Tape voll auf Zug geklebt werden muss, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Diesen wichtigen Hinweis findet man leider nur auf der Website triggin.de. Und selbst mit Hilfe des Partners oder der Partnerin ist Triggid kein Selbstläufer. Denn vor allem bei Männern verhindert die Körperbehaarung an den Beinen und im Nacken, dass das Kinesiotape dauerhaft und straff hält. An dieser Stelle hilft nur eins: Rasieren. Wirklich überzeugend fanden wir Triggid am Schienbein und dem Ellenbogen. Hier kann das Knöpfchen knochennah platziert werden, was unsere Expertin als wichtig empfand, um auch im Alltag dauerhaft Reize auf die Triggerpunkte auszuüben. Hier vergaß sie kurzzeitig sogar, dass Triggid am Schienbein klebte und drückte sich die Spitze des Knopfes beim Setzen auf den Boden in den Knochen. Die Folge: ein kleiner Bluterguss. In diesem Zuge stellte sich uns die Frage, warum der Triggerknopf nicht etwas flacher designt wurde. Andere Tools, die Triggerpunkte behandeln, kommen mit weniger spitzen Druckpunkten aus.
Im Nacken verfehlte Triggid seine Wirkung in unserem Test, unabhängig von Haaren und Zug auf dem Tape. Zu klein, zu spitz und nicht lang genug, meint die Physiotherapeutin. Der beliebte Faszienball eignet sich an dieser Stelle aus ihrer Sicht besser, um die Verspannungen zu bearbeiten.
"Die Idee ist gut", findet Physiotherapeutin Jago, die den Triggid Triggerknopf durch die Berufsbrille betrachtet, sich dabei aber auch in die Rolle eines Laien versetzt hat. Und hier punktete Triggid vor allem mit seiner einfach gehaltenen und gut verständlichen Anleitung. Wer mehr Infos braucht, ist auf der Website noch besser aufgehoben. Eine gute Ergänzung zum Kinesiotape ist das Mini-Tool für Triggerpunkte aus unserer Sicht an Schienbein und Ellenbogen. Hier verstärkt das Knöpfchen tatsächlich die Wirkung von Kinesiotape. An vielen anderen Stellen hält die Knopf-Tape-Kombi allerdings nicht wie sie soll. Hier muss rasiert werden. Warum der Knopf auf der orangefarbenen Unterseite so spitz zuläuft, dass er sich bei bestimmten Bewegungen schmerzhaft in die Haut bohren kann, ist uns nicht klar. In der Praxis stellte sich zudem heraus, dass Triggid nur am Schienbein selbst platziert und geklebt werden kann. Für alle anderen Schmerzpunkte ist beim Aufkleben und Fixieren zwingend Hilfe erforderlich.
Zwei weitere Punkte sollten an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben. Triggid ist wiederverwendbar. Das stimmt soweit. Leider ist der Klebstoff des Tapes ziemlich hartnäckig und lässt sich nur mit etwas Fummelei und Geduld vom Triggerknopf entfernen. Was in diesem Zusammenhang ebenfalls bedacht werden sollte: Das Tape ist – je nachdem wie häufig Triggid angewendet wird – früher oder später aufgebraucht und muss nachgekauft werden.
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